Fehlzeiten-Report 2018

Sinn erleben - Arbeit und Gesundheit

Titel Fehlzeitenreport 2018

Der vorliegende Fehlzeiten-Report vertieft das Thema „Sinn erleben – Arbeit und Gesundheit“ aus gesellschaftlicher, betrieblicher und individueller Perspektive.

Beschreibung

Das Thema „Sinnquellen in der Arbeit“ ist aktueller denn je und das ist ein Verdienst der Herausgeber*innen, dass dieses Thema umfassend von kompetenten Autor*innen beleuchtet wird. Wie umfassend, das geht aus dem Inhaltsverzeichnis hervor, dass sich Interessierte unter https://www.wido.de/publikationen-produkte/buchreihen/fehlzeiten-report/2018 als PDF anschauen können.
Wovon hängt Sinnerleben ab, was kann den Sinn von Arbeit erschüttern und was kann das Sinnerleben fördern?, das sind die zentralen Fragen im Report. Bemerkenswert ist, dass sich mehrere Beiträge auf den Wiener Psychiater Viktor Frankl und dessen Sinnkonzept beziehen. Im Editorial konstatiert Badura, der kulturell fragmentierten Wissensgesellschaft scheine der Gemeinsinn verloren zu gehen, weil heute die Unterschiede mehr belohnt werden als die Gemeinsamkeiten. „Die Fragilität menschengemachter Sinn- und Ordnungssysteme erzeugt ein Gefühl der Unsicherheit, ihre Vielfalt ein Gefühl der Unverbindlichkeit …Umso wichtiger werden Gemeinsinn erzeugende Ideale wie Gerechtigkeit, Solidarität und Vertrauen innerhalb und außerhalb der Arbeitswelt. Für Frankl liegt das Unbehagen in der Kultur in ihrer orientierungslosen Unverbindlichkeit, verbleiben Liebe und Arbeit als zentrale Quellen von Sinn“.

Aus vielen Untersuchungen ist bekannt, dass Beschäftigte überwiegend kein instrumentelles Arbeitsverständnis haben, vielmehr sind sie daran interessiert gute Arbeit zu leisten. Jedoch in Systemen der Leistungssteuerung mit unerreichbaren Zielen, permanenter Reorganisation und markt- und renditeorientierter Unternehmensstrategien kann einem Beschäftigten der Sinn in der Arbeit leicht abhandenkommen. Das Sinnerleben bei der Arbeit eine große Bedeutung hat, zeigen auch die repräsentativen Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung des Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) von 2018. Beim Vergleich von Wunsch und dem konkreten Erleben zeigt sich insbesondere in der Dimension der Kooperationsebene die größte Differenz. In der Studie konnte auch gezeigt werden, dass das subjektive Sinnerleben einen großen auf das Gesundheitsbefinden und die Anzahl der krankheitsbedingten Fehltage hat.

Das Thema „Sinn von Arbeit“ wird umfassend abgehandelt, beispielhaft verweise ich auf den Artikel „Indirekte Steuerung, interessierte Selbstgefährdung und Sinnerleben“ von Baeriswyl, Dorsemagen, Krause und Mustafić. Sie zeigen in ihrem Beitrag anhand von Ergebnissen einer Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen in einem Dienstleistungs-
unternehmen, dass kritische Umsetzungsformen indirekter Steuerung durch die Dominanz arbeitsbezogener Ziele zulasten privater Ziele selbstgefährdendes Verhalten und in der Folge Erschöpfung begünstigen. Das Sinnerleben, konstatieren sie, sei auf allen Hierachieebenen von Ambivalenz geprägt. Die Arbeit an sich wird motivierend erlebt, während „die betrieblichen Rahmenbedingungen bzw. die Art und Weise, wie die die Arbeit seitens der Organisationsleitung organisiert wird, in Teilen kritisch, als demotivierend und sinnmindern eingestuft“ (S. 159). In ihrem Fazit weisen sie u.a. darauf hin, dass es mittels der Gefährdungsbeurteilung einer kritischen Auseinandersetzung mit den Folgen der indirekten Steuerung gemeinsam mit den wichtigsten Führungskräften im Unternehmen bedarf.

Im Weiteren werden im Report die Fragen zur Rolle von einem BGM gestellt:
• Welche Rolle das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) für die Förderung des Sinnerlebens spielen kann?
• Wie können Führungskräfte und das Unternehmensklima das Sinnerleben positiv beeinflussen?
• Welche Konzepte und Angebote gibt es im Rahmen des BGM, um zur Prävention von Sinnkrisen beizutragen?
Dieser Report ist mit seinem Schwerpunkthema nicht nur „zeitlos“, als Grundlage ist er auch geeignet für weitere Diskussionen in Sachen ökologischer und arbeitsbezogener Sinnhaftigkeit, weil in einer globalisierten Ökonomie die natürlichen Grenzen des Wachstums immer deutlicher erkennbar werden und die Sinnfrage über die Arbeit hinaus in Verknüpfung mit Nachhaltigkeit thematisiert werden muss.
Axel Herbst

Autor

Badura, B., Ducki, A., Schröder, H., Klose, J. & Meyer, M. (Hrsg.)

Verlag

Springer Verlag

Preis

54,99

ISBN

978-3-662-57387-7