Stressmanagement für Teams in Service, Gewerbe und Produktion - ein ressourcenorientiertes Trainingsmanual

Buchumschlag

Interventionskonzepte zur betrieblichen Gesundheitsförderung richten sich üblicherweise an qualifizierte Beschäftigte, wie Fach- und Führungskräfte. Dies gilt für Stress- und Ressourcenmanagement im Besonderen. Für Geringqualifizierte, d. h. Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung und Beschäftigte mit einer Berufsausbildung, die aber eine einfache Tätigkeit fern ihrer Berufsausbildung ausüben, gibt es kaum Angebote. Diese Lücke ist nun mit der Veröffentlichung „Stressmanagement für Teams in Service, Gewerbe und Produktion – ein ressourcenorientiertes Trainingsmanual“ geschlossen worden und liegt als Handbuch in Form eines detaillierten Trainingsmanuals mit ausführlichen theoretischen Grundlagen, Durchführungshinweisen für die TrainerInnen sowie Arbeitsmaterialien auf einer beiliegenden CD vor.

Beschreibung

Bekanntermaßen sind Belastungen, Ressourcen und auch Entwicklungsmöglichkeiten in der Arbeitstätigkeit für die Gesundheit des Einzelnen bestimmend. Insbesondere übt aber die Gruppe der Geringqualifizierten häufig Tätigkeiten aus, die durch eine Kombination aus geringer Autonomie bei gleichzeitig hohen körperlichen und psychosozialen Belastungen gekennzeichnet ist sowie verbunden mit geringen Entwicklungschancen durch die Arbeitstätigkeit. Besonders Frauen sind durch die Anforderung, mehrere Erwerbstätigkeiten und Familienarbeit zu vereinbaren, besonderen Belastungen und Gesundheitsbeeinträchtigungen ausgesetzt. Gering qualifizierte Mitarbeiter erhalten zudem deutlich seltener Weiterbildungs- und Gesundheitsförderungsangebote als qualifizierte Mitarbeiter. In einer Befragung von betrieblichen Entscheidungsträger durch die Bundesagentur für Arbeit (2008) gaben diese neben den Kosten und der Auftragslage an, es sei schwer ein zielgruppengerechtes Angebot ausfindig zumachen, 33 % der Befragten gaben jedoch keine Hinderungsgründe an. Vor diesem Hintergrund ist im Fachbereich Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Hamburg mit anderen institutionellen Kooperationspartnern im Rahmen eines vom BMBF geförderten Projektes (ReSuM) ein ressourcenorientiertes Stressmanagementtraining mit fünf Modulen für Teams in Service, Gewerbe und Produktion mit verschiedenen Präventionsanbietern und Betrieben entwickelt und erfolgreich erprobt worden. Die thematischen Schwerpunkte des Trainings sind Bewegung, Ressourcen und Stressbewältigung im Team und Work-Life-Balance. Das fünfte Modul ist ein Training der direkten Vorgesetzten, die eine bedeutsame Rolle für die Gesundheit der Beschäftigten spielen. Die direkten Vorgesetzten gewährleisten den Bedingungsbezug des Trainings, indem sie z. B. regelmäßige Teamsitzungen garantieren. Weitere wichtige Ressourcen für die Beschäftigten sind die Anerkennung und Unterstützung durch den Vorgesetzten. Diese werden im Vorgesetztentraining behandelt.
Inhalte und Didaktik des Trainings sind auf Geringqualifizierte abgestimmt, dementsprechend ist das Training in hohem Maße strukturiert, um den „roten Faden“ für die Beschäftigten immer sichtbar zu halten und Unsicherheiten zu nehmen. Gerade gering qualifizierte Beschäftigte sind es nicht gewohnt, an Trainings teilzunehmen, und haben berechtigterweise Ängste, was in einem Training auf sie zukommt. Das Training sieht zudem einen hohen Grad an Visualisierung vor, um möglichst wenig Lesefähigkeit abzufordern. Die Trainingsinhalte und Übungen sind nahe am beruflichen Alltag der Beschäftigten, d. h. die Transferdistanz wird gering gehalten. Dies wird unter anderem durch eine vor dem Training durchzuführende Betriebsbegehung des Trainers anhand eines Screenings gewährleistet.

Die Praxis während der betrieblichen Erprobungsphase zeigte auch, dass die erfolgreiche Durchführung des Konzepts die Integration in ein betriebliches Gesundheitsmanagement und den Einbezug und Unterstützung der direkten Vorgesetzten voraussetzt. Nur auf diesem Wege, so die HerausgeberInnen, kann die Intervention effektiv sein und eine Nachhaltigkeit der Interventionseffekte gewährleistet werden.
Fazit: das Trainingsmanual gibt fachkundigen Anbietern der Prävention und Gesundheitsförderung, Stresstrainern und Personalentwicklern die Chance auf ein erprobtes und evaluiertes Gesundheitsförderungsprogramm für Geringqualifizierte zuzugreifen.
Axel Herbst

Autor

Busch, C., Roscher, S., Ducki, A., Kalytta, T.

Verlag

Springer Medizin Verlag

Version

2009

Preis

49,95

ISBN

978-3-540-95952-6